Waze ist gemessen an der Nutzerzahl ein Low-budget-Projekt.
Bis Mitte letzten Jahres lief die ganze Kartentechnik mit einer anderen Infrastruktur, in der es gar nicht möglich war differenzielle Kartenupdates zu erzeugen, es musste immer mit teils weit über einer Woche Konvertierzeit der ganze Kartenbestand aus dem Editor durchgekaut und in eine neue Livemap umgerechnet werden, während des Einspielens der neuen Karte im Routingserver musste man darüberhinaus mit lustigen Routen rechnen. Schuld war meines Wissens der alte Editor, den viele hier gar nicht mehr kennengelernt haben. Der war nicht nur sehr viel schwerer zu bedienen, sondern produzierte darüberhinaus auch Daten in einem Format das für schnelle differenzielle Updates nicht geeignet war.
Diesen Editor zu ersetzen war deshalb der erste Schritt, um zur heutigen Infrastruktur zu kommen, in der prinzipiell tägliche Updates möglich sind, wenn alles tacco läuft. Die Übergangsphase von der alten zur neuen Infrastruktur war bei Waze eine innovative Durststrecke, in der - für viele frustrierend - lange Zeit ein Featurefreeze eintrat, weil sämtliche Manpower für den Infrastrukturwechsel draufging.
Seitdem die neue Infrastruktur läuft, ist nicht nur die Kartenaktualisierung deutlich häufiger.
Auch die Zuverlässigkeit des Routingservers ist um Klassen besser. Letztes Jahr im März bin ich aus Hannover nach Cuxhaven gefahren, die Route konnte erst nach ca. 100km erfolgreich ausgerechnet werden. Heute ist das überhaupt kein Thema mehr, Hannover-München wird jetzt schneller berechnet als mein iPhone das lokal mit Navigon fertigbringt.
Anfang Mai letzten Jahres bin ich mit dem Auto in die Toscana gefahren und nach einer Woche zurück. Zu dieser Zeit wurden Routen teils mit mehreren Wochen Verspätung angezeigt, auf die Punkte wartete man noch länger - Motto des Tages: Keine Sorge, die Punkte gehen nicht verloren. Motto des nächsten Tages: Keine…
Im Sommer 2012 ist mit der Umstellung endgültig der Knoten geplatzt. Seitdem ist die Technik sehr viel schneller und leistungsfähiger, und auch Client und Routingserver haben seitdem ein enormes Innovationstempo an den Tag gelegt.
Seitdem kamen Text-to-speech, Livetracking (findet meine Frau toll wenn sie weiß wie lange es noch dauert bis ich nach Hause komme), Berechnung langer Routen von >1000km, clientseitige Sperrungen und vieles mehr, was ich gar nicht richtig wahrgenommen habe weil es mir nicht so wichtig war.
Die oberste Priorität hat - und das zu Recht, weil das der wichtigste Eindruck für den Normaluser ist - der Routingserver. Dessen Stabilität hat Waze mittlerweile sehr gut hinbekommen. Ist halt auch nichts ganz neues, den hatten sie schon immer, da konnten sie lange dran üben.
Das schnelle Einspielen von neuen Karten ist dagegen eine Fähigkeit, die sie sich in den letzten ca. 9 Monaten erworben haben. Da ist noch nicht die Routine da, wenngleich auch da große Fortschritte erkennbar sind.
Wartet einfach noch ein paar Monate - wenn Waze diese Dynamik beibehält, werden wir uns mit Grausen an die lahme Zeit im Juni 2013 erinnern, und wenn dann neue User fragen warum es nur einmal täglich neue Karten gibt, werden wir dann ganz gelassen sagen dass wir jeden Tag schon ganz innovativ finden. Und überhaupt: Im Juni 2013, kurz nach dem Ende des Kaiserreiches, damals war man schon mit neuen Karten alle 2 Tage zufrieden. Dann kommt in der zweiten Reihe wieder: "Ruhig, Kleiner, Opa erzählt wieder vom Krieg… "
